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Meine Geschichte der Kunstdose

Montag, 15. Dezember 2014....
... die Einladung zu einem Projekt von ARTslag: Die KUNSTkiste - außerhalb der Grenzen....

So könnte sie aussehen

wenn sie eine Kiste bliebe oder geblieben wäre.

Die Gedanken sind frei war - beinahe zwangsläufig - meine erste Idee. Wie anders kann "außerhalb von Grenzen" sonst aufgefaßt werden? Beim Abholen der Einzelteile hieß es dann: Doe wat je wilt. Mach damit, was du willst. Da war die Idee schon sehr viel konkreter und ich sagte nur: Zeker! Na klar! Schon da war die Freude über dieses Projekt nach einer Idee von Geert Defurne, dem Vorsitzenden von ARTslag. Und die Freude wuchs noch.

Arbeitstitel:

  • Temple of inspiration
  • Eén tempel van inspiratie
  • Gedankenwelten / Die Gedanken sind fre

Es folgte die Umsetzung der Materialien zu den Gedanken in eine Kiste, die sich nach allen Seiten öffnen läßt. Die ein Fundament aus Gedankenkraft hat. Und die den Bogen weiten sollte über das Fundament hinaus.

Das Fundament ist irden. Die Kuppel ehern. Dazwischen Flügeltüren, die sich nach allen und in alle Himmelsrichtungen öffnen lassen. Sie lassen sich nach außen drehen, sie lassen sich nach innen drehen. ( Pivot nennt sich hier die Drehangel-Mechanik, mit der Türen frei drehbar installiert werden können.) Das Denken kann alle Richtungen einnehmen. Es kann bei dem einen oder anderen Namen verweilen. Es kann darüberfliegen. Es kann die Türen schließen und allein sein. Innen. Außen.

Das Denken ist begrenzt. Das Denken entscheidet über Grenzen.

X Namen, Y Titel, alphabetisch reihen sie sich bis zur Mitte. Namen großer Denker, Namen von Freiheitssängern, die die Macht der Freiheit und die Kraft des eigenständigen Denkens besungen haben. Titel von Gedichten, von Büchern, von Filmen. Alle haben sie mir zu bestimmten Zeiten zu Inspiration verholfen - und sie tun es noch. Ja, mehr noch: Ruhe, Trost, Öffnen von Welt. Beispiele: Alfred Adler, der große Begründer der Individualpsychologie, Andersch, Autor der Kirschen der Freiheit, Kaurismäki, der Regisseur machbarer Film-Wunder, Moustaki, Sänger von Melancholie und Lebenwollen. Sartre, Das Sein und das Nichts - grenzenlos, was noch kommen könnte.

Grenzen sind auch quantitativ setzend: ein Fundament hat nur eine bestimmte Größe, mehr paßt nicht darauf. Richard Serra z.B. fehlt, für mich ein sehr großer bildnerischer Denker, ohne ihn wäre eine entscheidende Idee nicht so publik geworden: Erst in der Beschränkung eines Platzes erkennt der Passant, welchen Raum er vorher hatte: tilted arc in New York. Erst mit der Grenze wurde Freiheit deutlich. Die Behörde hat ihn verbannt.

Zum besseren Nachlesen eine Fotografie einer Papier-Variante des Fundaments, auf ihm sind weitere Namen, die im Ton keinen Raum mehr fanden. Solcherart irdene Fundamente mit solchen Namen und Titeln werden viel besucht, viele Füße laufen darüber, viele Gravuren werden eingeebnet. Grenzverlängernd die Erinnerung, grenzerinnernd die Spurensicherung.

ggm, März 2015





Ende des 18. Jh soll sie zum ersten Mal auf Flugblättern erschienen sein, die legendäre deutsche Freiheitshymne. Irgendwann zu Beginn des 19.Jh. kam die Melodie dazu: Weder Dichter noch Komponist sind bekannt. Sein Verbreitungsgrad kannte keine Grenzen.

De Gedachten zijn vrij,
wie kan ze beletten?
Ze zijlen voorbij naar eigene wetten.
Geen mens kan ze raden,
of grijpen of schaden.
Hoe sterk hij ook zij,
de Gedachten zijn vrij!

Ik denk wat ik wil,
wie zal 't mij verbieden.
Mijn denken gaat stil,
waarheen het wil vlieden.
Mijn wens en verlangen
neemt niemand gevangen.
Hoe sterk hij ook zij
de Gedachten zijn vrij!

En als men mij sluit
in donkere kerker,
dan lach ik ze uit,
mijn Geest is toch sterker.
Hij breekt onverdroten
de grendels en sloten
en werpt ze terzij,
de Gedachten zijn vrij!

Die Gedanken sind frei,
wer kann sie erraten?
Sie fliegen vorbei
wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen,
kein Jäger erschießen
mit Pulver und Blei.
Die Gedanken sind frei!

Ich denke, was ich will
und was mich beglücket,
doch alles in der Still',
und wie es sich schicket.
Mein Wunsch und Begehren
kann niemand verwehren,
es bleibet dabei:
Die Gedanken sind frei!

Und sperrt man mich ein
im finsteren Kerker,
ich spotte der Pein
und menschlicher Werke;
denn meine Gedanken
zerreißen die Schranken
und Mauern entzwei:
Die Gedanken sind frei!